Die Sache mit den nervigen Vorteilskarten. Ein System das keine Vorteile mehr bringt, aber man zugleich nicht mehr loswerden kann.

Seit Jahren wird in diversen Foren sowie unter Zeitungsartikeln von Bürgern erwähnt, dass sie langsam aber sicher von den abertausenden Vorteilskarten genervt sind. 20-60 möchte kaum ein Mensch mit sich im Geldbörserl herumtragen. Seit kürzerem haben Unternehmen das Angebot all die Vorteilskarten bzw. deren Scancodes aufs Smartphone raufzuspielen, das schont die vielen überdickten Brieftaschen... Auch das hat noch seinen Haken (sofern Ihr überhaupt ein Smartphone besitzt, mir persönlich reicht ein ganz normales Handy fürs Telefonieren)! Ich beschreibe nun das wesentliche aktuelle Problem des Vorteilkartensystems.

Eines noch vorweg, das Einkaufverhalten per Vorteilskartensystem kann lediglich vom jeweiligen Unternehmen geforscht werden! Hat z.B. ein anderer Supermarkt ein Getränk welches ich gerne kaufe, kann DAS jeder andere Supermarkt in seiner Analyse nicht erfassen. Auch die Recherche auf den Gesamtabsatz eines Getränkes in gesamt Österreich ist relativ, bietet z.B. nur eine Supermarktkette ein bestimmtes Getränk an, wird der Absatz logischer Weise etwas niedriger sein. Verkauft aber jeder Supermarkt das bestimmte Getränk, wird es logischer Weise etwas höher sein... Warum also so viel Aufwand für wenig aussagekräftige Zahlen?! Die Analyse an sich ist auch mit Arbeit und Aufwand verbunden, welche Zeit und Geld kostet. Und DAS muss wieder beim Kunden eingespielt werden, na toll. Diesen Aufwand erspart sich z.B. der Hofer, und kann u.a. deswegen recht günstig sein. Nun aber zu einem ärgerlichen Problem, welches kurzsichtige Manager bzw. Schreibtischtäter uns Kunden eingebracht haben:

Es (das Vorteilskartensystem) ist im Grunde veraltet, es erfüllt nicht mehr seine ursprüngliche Wirkung!

In den späten 1990er Jahren, maximal ganz kurz nach der Jahrtausendwende, hatte das Vorteilskartensystem noch eine gewisse Wirkung sowie Überzeugungskraft. Nämlich; viele Konkurrenzunternehmen hatten noch keines. Somit konnte sich das jeweilige Unternehmen MIT Vorteilskarte von der Konkurrenz absetzen und seinem Kunden das Gefühl vermitteln "Bei uns erhalten Sie exklusive Vorteile, welche es bei anderen Unternehmen nicht gibt". Es hatte eine gewisse psychologische Wirkung, der Kunde soll glauben hier geht es mir besser, hier bin ich VIP, hier genieße ich Vorteile, welche ich im anderen Supermarkt, Baumarkt usw nicht erhalte. Mittlerweile bietet fast jeder noch so kleine Laden Vorteilskarten an, somit besteht eine gegenseitige Neutralisierung. Wir sind wieder am Punkt Null angekommen, gleicher Stand wie VOR der Einführung dieses Systems.

So, jetzt haben fast alle Unternehmen ein Vorteilskartensystem, folglich können sie sich damit nicht mehr von der Konkurrenz absetzen (sie müssten sich jetzt etwas ganz Neues einfallen lassen, um sich abzusetzen). Gleichzeitig werden wir die nervigen Karten aber nicht los! Denn würde jetzt ein Unternehmen von heute auf morgen seine Vorteilskarte absetzen, hätte die Konkurrenz plötzlich einen Vorteil davon. Und dieses "Risiko" möchte für üblich kein Unternehmen eingehen. Ganz schön blöd gelaufen, gell! Einerseits gibt es keine Vorteile mehr, andererseits werden wir das System nicht mehr los. Es ist einfach da und bleibt auch da, obwohl es seinen ursprünglichen Sinn nicht mehr erfüllt.

Der SPAR hat zwar keine Vorteilskarte, aber versucht seine Kunden mit Punkte Sammeln zu motivieren. Es ist quasi Ersatz einer Vorteilskarte, die Psychologie ist die gleiche, nämlich "Wenn Du bei uns einkaufst, erhälst du einen Vorteil, welchen Dir die Konkurrenz nicht bietet". Auch hier spiele ich nicht mit, ich möchte es nämlich einfach, schnell, direkt und unkompliziert haben. Zur Kassa gehen und zahlen, fertig (ganz ohne Tamm Tamm). Das wäre doch endlich das Motto und DIE Werbung schlechthin für neue Unternehmen. Aber sie scheuen das gewisse Risiko... Es würde auch nichts bringen den Hofer (Aldi) denjenigen Managern als positives Beispiel zu nennen. Der Hofer (Aldi) hat hierbei psychologisch monopol, der war schon immer OHNE Vorteilskarte. Und Kunden reagieren nun mal auf spontane Änderungen. Die Manager würden auf das Motto "Never change a winning team" setzen, und nichts ändern. Solange die breite Masse mitspielt, ist ja für sie alles in Ordnung. Und hierbei ticke aber ich anders! Ich möchte nicht nur die breite Masse ansprechen, sondern ausnahmslos alle. Genau DAS ist rationaler erfolgreicher Marktkampf, und es wundert mich nicht wenn regelmäßig neue Konkurse gemeldet werden. Heutzutage ist das zu wenig, Ihr müsste alle überzeugen, nicht nur die meisten... Natürlich wissen das auch manche Manager selbst, aber es wird oftmals in 2-3 Jahres Zyklen "Politik" betrieben. Solange eine Maßnahme für die nächsten 2-3 Jahre gut ist, passts schon. Das sind die oftmals genannten Luftburgen, bekannt aus dem Bankensystem. Der jeweilige Manager steht für seine Amtsperiode als Held da, was aber DANACH resultiert ist eine andere Sache...

Da lobe ich mir den Hofer (Aldi), wirklich jeder bekommt den günstigen Preis (auch Touristen auf Durchreise). Ohne dass der Kunde an der Kassa nervig 2 Minuten lang in seiner Handtasche nach seiner Karte suchen muss, und somit die Warteschlange hinter sich immer länger werden lässt... Selbst der Mc Donalds kommt schon mit Smartphone App Vorteilsaktionen daher. Auf Facebook haben bereits 20 Jährige geschrieben, dass sie das nervt! Zuerst Smartphone auspacken, einschalten, Empfang im LAN suchen, App einschalten, Bonuspunkte aktivieren, damit zur Kassa gehen, scannen. Einfach nur nervig, und das schrieben junge typische Mc Donalds Kunden. Und zum Gipfel soll es manchmal Probleme mit der App geben! Geh bitte, das ist einfach nur ärgerlich. Ich möchte einfach und spontan meine Burger bestellen und fertig. Das ist doch hoffentlich nicht zu viel verlangt. Und NEIN, wenn ich dadurch preisliche Nachteile einstecken muss, dann kaufe ich eben jene Artikel nicht ein, selber schuld.

Oftmals wird das nervige Vorteilskartensystem damit verteidigt, indem gesagt wird "Niemand wird dazu gezwungen". Das ist zwar richtig, aber das ist nicht der springende Punkt. Wenn ich jeden Tag im Supermarkt danach gefragt werde, ob ich nicht doch eine Vorteilskarte haben möchte, DANN nervt es nun mal. Genauso ist der "Zwang" von "Entweder du legst dir eine zu, oder wir lassen dich für einige Produkte teurer zahlen" auch nicht die feine englische Art. Oder Kunden die ihre Karte zu Hause vergessen haben, stehen dann auch als die Dummen da.

Zurück zum genervt sein. Genauso wie es absolut nervtötend war, wenn ich beim Mc Donalds sagte, ich möchte NUR den Burger kaufen, und die Angestellten jedes Mal trotzdem nachfragten "Wollen Sie es als Menü haben?" Es nervt nun mal, begreifen das die Marketingpsychologen nicht?! Ein genervter Kunde ist kein glücklicher Kunde, und nur glückliche Kunden kaufen viel ein. Die Anzahl der Kunden, die aber von einem Vorteilskarten befreiten Unternehmen genervt sind, ist quasi bei NULL. Nochmals ganz langsam und gut leserlich: So gut wie kein Kunde auf dieser Welt ist genervt, wenn es keine Vorteilskarte gibt! Wir Menschen wollen günstige Preise und eine große Auswahl an Artikeln, dann sind wir zufrieden.

Und z.B. beim LIDL kann ich nichteinmal ihr Vorteilskartensystem in Anspruch nehmen, da sie dies ausschließlich mit Smartphone ermöglichen. Ich bin aber ein Handybesitzer. Das Handy nutze ich lediglich fürs Telefonieren, alle anderen technischen "Spielereien" führe ich gemütlich zu Hause auf einem großen leistungsfähigen PC aus. Nicht jeder Mensch braucht ein Smartphone, nicht jeder besitzt eines. Und meine Lebensgefährtin hatte mittlerweile schon 3 Smartphones, aber die haben jeweils kaum länger als ein Jahr gehalten (wenn sie permanent benutzt werden). Wozu noch weitere kaufen, wenn die guten alten puren Handys fast ewig halten?! Blöd gelaufen für mich, aber auch blöd gelaufen für LIDL selbst, denn jene Aktionsartikel mit Smartphone-Preisreduzierung kaufe ich folglich nicht.

Eigentore im Handel vermeiden! Haben Sie eine Vorteilskarte? Nein. Wollen Sie eine? Nein. Aber denn bekommen Sie einige Artikel nicht günstiger. Kein Problem, dann kaufe ich sie nicht..... Nicht der Kunde droht Verluste zu machen oder in Konkurs zu gehen, es ist immer der Händler betroffen! Der Kunde kann immer zur Konkurrenz ausweichen. Der Händler kann aber nicht ausweichen, macht er Verluste hat er Verluste und muss damit leben. Macht er Pleite, ist das "Spiel" vorbei, Game Over.

Das alte Argument von "Aber der Händler kann mit Vorteilskarte analysieren, was der Kunde so gerne kauft". Auch das ist eine sehr schwammige Angelegenheit (wie Anfangs thematisch schon angeschnitten), schließlich kaufen Kunden in mehreren Läden/Supermärkten etc ein. Jeder Händler sieht nur einen Bruchteil des Kaufverhaltens eines Menschen! Ebenfalls kann diese Analyse nicht beantworten WARUM und FÜR WEN ich jene Artikel in seinem Laden gekauft habe. Das sind oftmals sehr entscheidende Hintergründe. Und nochmals, er sieht NICHT was ich woanders eingekauft habe, und er sieht NICHT was ich aber gerne bei ihm gekauft hätte (würde er die Ware führen). Es wird lediglich star aufgelistet, was kaufte ich von dem, was er gerade auf Lager hatte. Ich empfinde das als eine verkrampfte Möchtegernpsychologie. Ich verstehe zwar, dass der Versuch unternommen wird zu forschen und noch bessere Absätze zu erzielen. Aber bitte NICHT mit diesen Mitteln, es ist Quatsch.

Nicht selten ist mit gesundem Menschenverstand mehr beantwortet, als mit Jahre langen überkomplizierten Martforschungsanalysen. 2 Jahre wurde in Deutschland geforscht, weshalb viele Menschen so gerne beim Aldi (Hofer) einkaufen. Diese Analyse hat verdammt viel Geld gekostet! Und die Antwort, dass beim Aldi des günstigen Preises gerne eingekauft wird, hätte ich euch genau so geben können, obendrein gratis. Für die Feststellung, dass das Vorteilskartensystem mittlerweile seine ursprünglich eigentlich geplante Wirkung verloren hat, brauchen sie wohl ebenfalls einige Jahre. Tja, was soll man dazu noch sagen? Mich wundert es nicht, wenn der Einzelhandel immer mehr über unzufriedene sowie verlorene Kunden klagt. Sie denken und handeln einfach zu langsam, sie brauchen oftmals 5-15 Jahre um auf die überoffensichtlichsten Dinge zu reagieren. Ganz offensichtlich leben Unternehmen und Otto Normal Bürger in zwei verschiedenen Welten, sie verstehen sich gegenseitig nicht.

Auch auf meine oftmals erwähnte Kritik sie (diverse Modehändler) führen mindestens eine Hosengröße zu wenig, da sehr viele Herren diese Größe brauchen, haben sie erst im Jahre 2016 oder 2017 reagiert. Das ist einfach nur inkompetent! Viele Jahre verspielten sie somit zahlreiche Kunden. Und dieses Thema werde ich im nächsten Beitrag behandeln. Und nein, weder meine ich besonders große oder kleine Größen, sondern eine für den ganz normalen Otto Normal Menschen von der Straße, wie er permanent zu sehen ist. Wisst ihr wie ich mich manchmal fühle, wie die Hauptfigur aus dem Film Idiocracy, permanent von Schwachköpfen umgeben. Tja, und all das durfte ich nun nicht mehr im Geizhals Forum posten, da wohl Kritik sowie sachlicher Hinweis unerwünscht ist. Der Markt wünscht sich eben mitlaufende Schafe.

Mit besten Grüßen, euer Shopping Astro

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